Die Nachfrage nach preloved Luxusmode boomt. Für viele KäuferInnen spielen dabei nicht nur günstigere Preise, sondern auch der Umweltaspekt eine Rolle. Loop-Gründerin Elizabet Luso spricht über das Geschäft mit den heiß begehrten Pieces und die Gefahr von Fälschungen.

Warum immer mehr Leute Chanel & Co. secondhand kaufen
Luxustaschen sind nicht nur Accessoires. Sie sind Statussymbole, Sammlerstücke und für viele eine Investition. Doch die Preise im Einzelhandel sind mittlerweile in schwindelerregende Höhen geklettert. Chanel liefert ein prominentes Beispiel: kostete eine Medium Classic Flap Bag laut dem Secondhand-Bag-Anbieter Saclàb 1990 noch rund 960 Euro, lag der Preis 2019 bereits bei 5.150 Euro. Mit der Preiserhöhung im März 2024 kletterte er auf satte 10.300 Euro. Also fast eine Verdoppelung innerhalb von nur fünf Jahren.
Kein Wunder, dass immer mehr Modefans den Secondhand-Markt für sich entdecken. Dort lassen sich seltene Pieces, ikonische Klassiker und aktuelle It-Bags finden – oft zu attraktiveren Preisen und mit dem zusätzlichen Pluspunkt der Nachhaltigkeit. Einer Tasche ein zweites oder drittes Leben zu schenken, spart Ressourcen und verlängert den Produktzyklus.
Gemäß dem Branchenportal Business of Fashion (BoF) (Stand: Februar 2024) hat die Secondhand-Luxus Branche im Jahr 2022 einen Wert von 43 Milliarden erreicht, Tendenz steigend. Doch wie immer lauern dort, wo Chancen sind, auch Risiken: Der Markt ist überschwemmt mit Fälschungen.
Wir haben mit Elizabet Luso, Gründerin von Loop, dem Schweizer Online-Marktplatz für Secondhand Premium-Mode, über das Geschäft mit Preowned Luxus, gefälschte Luxus-Bags und die Rolle von KI-Technologie gesprochen.

Loop: Der Schweizer Online-Marktplatz für geprüfte Designerstücke
Elizabet Luso erinnert sich noch genau an ihre erste Luxus-Tasche: eine rote Sac de Jour von Yves Saint Laurent, die sie sich als Belohnung für das erste richtige Gehalt geholt hat. Seit August 2024 verkauft die leidenschaftliche Secondhand-Käuferin auf ihrer Plattform Loop selbst exklusive Vintage Pieces. „Einen Marktplatz für gebrauchte Designermode zu schaffen, war keine neue Erfindung. Ich bin seit über zehn Jahren auf diversen Plattformen unterwegs, doch entweder waren sie unpersönlich oder der Wettbewerb zu global und unübersichtlich“, erklärt Luso. Hohe Gebühren, komplizierte Logistik und der ständige Preisdruck auf internationalen Marktplätzen machten den Verkauf oft frustrierend. Dann kam ihr die Idee zu Loop: „Die Konkurrenz war überschaubar, die Probleme der KundInnen kristallklar. So fing alles an.“
Loop ist eine Plattform, die speziell für Schweizer KäuferInnen und VerkäuferInnen entwickelt wurde. Das Besondere: Alle Seller müssen sich verifizieren, anonyme Accounts sind nicht erlaubt. „Das erhöht die Sicherheit massiv. Wir wollen unseriöse VerkäuferInnen und alle mit potenziell schlechten Absichten ausschließen“, erklärt Luso.
Auch beim KäuferInnenschutz geht Loop seinen eigenen Weg. Während andere Plattformen dafür zwei bis fünf Prozent vom Verkaufspreis verlangen, ist der Service beim Schweizer Anbieter kostenlos. Die VerkäuferInnen erhalten ihr Geld erst, wenn die Ware bei den KundInnen angekommen ist – ein Modell, das Vertrauen schafft und gleichzeitig eine schlanke Logistik erlaubt. „Die Ware muss nicht erst an Loop geschickt und dort geprüft werden, sondern geht direkt an die KäuferInnen“, so Luso.
Auch bei der Provision wird Transparenz groß geschrieben: Einheitliche 20 % – egal ob der Artikel für CHF 50 oder CHF 5’000 verkauft wird.
Nachhaltigkeit & Individualität: Die Statussymbole dieser Generation
Neben Preissteigerungen ist Nachhaltigkeit der zweitgrößte Treiber. Laut einem Bericht von Vestiaire Collective und der Boston Consulting Group aus dem Jahr 2022 kaufen 40% der KundInnen aus ökologischem Bewusstsein secondhand ein. „Den Jüngeren ist zudem individueller Stil wichtig – sie suchen gezielt Vintage, um sich von der Masse abzuheben“, sagt Luso. „Wer etwas von Mode versteht und exklusive Pieces sucht, shoppt gezielt in Secondhand-Shops“.


DesignerInnen müssen neu denken
So sieht es auch Sara Camenzind, Fachbereichsleitung Fashiondesign an der Schweizerischen Textilfachschule STF: „Der Trend von langlebiger Mode steht im krassen Kontrast zur boomenden Fast-Fashion Industrie mit globalen Playern wie Shein und Co. Wir können es uns einfach nicht mehr leisten, mit billigem Schrott den Globus zu fluten“, sagt sie. „Mode soll wieder längere Lebenszyklen haben, zeitlos sein und nicht jedem Trend folgen.“ In ihren Augen sei es die Pflicht von DesignerInnen, mit Verantwortung für unseren Planeten zu produzieren. Aus diesem Grund müsse nachhaltiger gedacht werden – von der Materialwahl bis zur Schnittführung. Qualitative Stoffe, Reparierbarkeit und Waschbarkeit würden immer wichtiger werden, damit Kleidung länger hält und sich später weiterverkaufen oder upcyceln lasse.
Diese Haltung schlägt sich auch in der Ausbildung nieder: Upcycling, Recycling und der kreative Umgang mit Ressourcen sind heute zentrale Bestandteile des Studiengangs Fashiondesign. Aktuelle Beispiele: Eine Upcycling-Kollektion in Kooperation mit MCM, bei der Studierende Deadstock-Material aus der Ready-to-Wear-Linie neu interpretierten. Für 2026 ist eine Kollaboration mit Dosenbach geplant – hier entstehen Fashion-Items und Accessoires aus ungenutzten Sample-Schuhen.
Während Preloved Pieces die Damen-Herzen längst im Sturm erobert haben, hinke der Marktentwicklung des Männersektor 10 bis 15 Jahre hinterher. „Da steckt enorm viel Potenzial.“, so Luso.
Markenlieblinge bleiben konstant: Louis Vuitton führt das Ranking der meistverkauften Labels auf Loop an, gefolgt von Chanel, Prada, Gucci und Hermès. Diese Top-Marken dominieren das Resale-Geschäft seit Jahren und führen auch auf The Real Real, dem weltweit größten Marktplatz für authentifizierte Luxus-Artikel, die Top Ten an.
Superfakes als TikTok-Trend
Die Luxusindustrie steht schon länger in der Kritik: steigende Preise, sinkende Qualität, unwürdige Arbeitsbedingungen. Ermittlungen in Italien haben im Sommer 2024 systematische Ausbeutung in der Lieferkette von Dior ans Licht gebracht und aufgezeigt, dass die High-End-Marke nicht einmal 60 Euro für die Herstellung ihrer Taschen bezahlt. Den Preis dafür tragen diejenigen, die zuerst in der Nahrungskette der Modewelt stehen: In Mailand arbeiten Menschen, oft Asylsuchende, für einen Hungerlohn und ohne Sicherheitsvorrichtungen 15-stündige-Schichten. Fälschungen auf der anderen Seite spielen mit der Aura des Originals und sind so längst Statussymbol einer Gegenkultur geworden. Auf TikTok präsentieren UserInnen „Superfakes“ als KonsumentInnen-Rache an Luxusbrands. „99,9 % der Fake-KäuferInnen verschweigen ihr Guilty Pleasure, aber es gibt auch jene, die es demonstrativ zeigen“, so Luso. Soziologin Tressie McMillan Cottom hat dazu einmal gesagt, dass der Kauf einer solchen Kopie „ein politischer Akt“ sei, bei dem es darum gehe, „die Klassenidentität symbolisch auszulöschen“.
„Früher erkannte man Imitate oft sofort. Heute sprechen FälscherInnen von A-, B-, C-Qualitäten. ‚Superfakes‘ kosten teils über 1’000 Euro und sind von bloßem Auge kaum mehr unterscheidbar vom Original“, sagt die Zürcher Gründerin. Für Marken sei das gefährlich: nicht nur wegen der Umsatzverluste, sondern aufgrund von Image-Erosion. Burberry etwa habe in den 2000er-Jahren sein berühmtes Karomuster zeitweise zurückziehen müssen, auch weil es durch Fakes zu stark „verwässert“ war und seinen elitären Status verlor, so Luso.
Ihr Ansatz: innovative Technologie. Loop nutzt Entrupy, ein KI-gestütztes Echtheitsprüfungs-System. Unter mikroskopischem Zoom werden Texturen und Details erfasst und mit Millionen von Original-Bildern abgeglichen. „Entrupy gibt mir mit 99,8 % Sicherheit an, ob ein Artikel authentisch ist. Somit ist diese Technologie dem menschlichen Auge weit überlegen“, erklärt Luso.
Für KundInnen bedeutet das: größtmögliche Sicherheit – und das zum Selbstkostenpreis von 29 Franken. „Ich will daran nicht verdienen, sondern Vertrauen schaffen.“
Da nicht nur bekannte Luxuslabels von der Imitationsproblematik betroffen sind, wird die neue DesignerInnen-Generation während der Ausbildung darauf vorbereitet: „Wir bilden unsere Studierenden auch in Marken- und Patentrecht aus. Leider gibt es immer wieder Beispiele von grossen Textil- und Fashion Firmen, die sich einfach an den Designs von kleinen Labels und JungdesignerInnen bedienen.“, erzählt Sara Camenzind
Vintage-Shopping steht für ein neues Kaufverständnis, dass Nachhaltigkeit mit Individualität kombiniert. Plattformen wie Loop und engagierte DesignerInnen zeigen, dass hochwertige Mode auch in einer Kreislaufwirtschaft glänzen kann.
Tipps von der Loop-Gründerin für einen gelungenen Secondhand-Kauf
- Fotos und Beschreibung genau prüfen.
- Bei Unklarheiten Details erfragen.
- Authentizitätskarten sind keine Echtheitsgarantie.
- Nur auf Plattformen mit KäuferInnenschutz und Authentifizierungsservice kaufen.
- Bei Privatkauf ohne KäuferInnenschutz einen schriftlichen Vertrag abschließen. „Privatverkäufe sind nach Schweizer Recht von Rücknahme ausgeschlossen“, warnt Luso. „Ich selbst habe für diese Lektion einmal teuer bezahlt.“

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Fotos: ©Loop