Neun Tage. 76 Shows. 36 Präsentationen. 112 Häuser. 7 neue Creative Directors. Die Paris Fashion Week SS26 bestätigte einmal mehr die Stadt als Kompass der Mode – dort, wo Tradition und Wandel denselben Laufsteg teilen. Die Celebrities kamen und gingen, doch der Fokus blieb, wo er hingehört: auf Design, Detail und Richtung. Und ja, FACES war dabei.
Hier sind die Highlights:
Paris Creative-Director-Debüts
SS26 ist kein gewöhnliches Modekapitel – es ist eine totale Neubesetzung. Nach den Umbrüchen in Mailand blickt jetzt alles nach Paris, wo gleich mehrere der grössten Häuser ihre neuen VisionärInnen vorstellen. Hier sind die Creative Directors, die in dieser Saison ihr Paris-Debüt feiern:
Matthieu Blazy — Chanel
Einer der meist erwarteten Momente der Saison: Blazy präsentierte am 6. Oktober 2026 seine erste Ready-to-Wear-Kollektion für Chanel. Nach seiner gefeierten Ära bei Bottega Veneta brachte er nun seine präzise, subtile Handschrift in ein Haus, das von Tradition geprägt ist. Die ganze Show von Chanel SS26 findest du hier.
Jonathan Anderson — Dior Women’s
Am 1. Oktober 2026 zeigte Anderson seine erste Damenkollektion für Dior. Nach seinem Erfolg bei Dior Men’s wird nun klar, wie sein konzeptioneller Scharfsinn und seine progressive Ästhetik das weibliche Selbstverständnis des Hauses neu definieren könnten. Die ganze Show von Dior SS26 findest du hier.
Pierpaolo Piccioli — Balenciaga
Nach seinem Abschied von Valentino übernahm Piccioli das Ruder bei Balenciaga – ein emotionaler und symbolträchtiger Neustart. Sein poetischer Romantizismus traf auf die radikale, avantgardistische Energie, die das Haus unter Demna geprägt hat. Die ganze Show von Balenciaga SS26 findest du hier.
Glenn Martens — Maison Margiela
Martens, der mit seiner Couture-Kollektion für Margiela bereits für Aufsehen sorgte, kehrte am 4. Oktober 2026 mit seiner ersten Ready-to-Wear-Linie zurück. Seine dekonstruktive, unberechenbare Sprache verspricht einmal mehr, Erwartungen zu zerschneiden und neu zu vernähen. Die ganze Show von Maison Margiela SS26 findest du hier.
Jack McCollough & Lazaro Hernandez — Loewe
Die Proenza-Schouler-Gründer traten in grosse Fussstapfen: Nach Jonathan Andersons intellektueller Ära übernehmen sie nun Loewe. Ihr Debüt am 3. Oktober 2026 dürfte die Marke in eine breitere, internationalere Richtung lenken – urbaner, amerikanischer, aber immer luxuriös. Die ganze Show von Loewe SS26 findest du hier.
Miguel Castro Freitas — Mugler
Der ehemalige Sportmax-Designer brachte seine präzise, zukunftsgewandte Vision zu Mugler. Mit Erfahrung bei Dior, Dries Van Noten und Saint Laurent verspricht Freitas eine Neuinterpretation von Muglers ikonischer Sinnlichkeit – weniger Retro, mehr Zukunft. Die ganze Show von Mugler SS26 findest du hier.
Duran Lantink — Jean Paul Gaultier
Jean Paul Gaultier kehrte nach über einem Jahrzehnt zurück – diesmal mit dem niederländischen Provokateur Duran Lantink am Steuer. Sein Ready-to-Wear-Debüt am 5. Oktober 2026 versprach Subversion mit Substanz: Genderfluidität, Rebellion und ein unverkennbarer Augenzwinkern. Die ganze Show von Jean Paul Gaultier SS26 findest du hier.
Unsere liebsten Ready-to-Wear-Kollektionen SS26
Balenciaga
Pierpaolo Piccioli hat Balenciaga mit stiller Autorität neu erfunden. Keine radikale Kehrtwende, sondern eine langsame, bewusste Rückkehr zu Form, Linie und Haltung. Er bringt Romantik in die Kanten, Luft in die Architektur und Seele in die Strenge. Ein poetischer Neuanfang für ein Haus, das lange im Lärm lebte.

Valentino
Alessandro Michele hat bei Valentino seinen Rhythmus gefunden. SS26 tanzt zwischen Nostalgie und Neuanfang – weich, fließend, zutiefst menschlich. Die Kollektion bleibt Valentino durch und durch, aber mit weniger Pathos, mehr Gefühl. Romantik, die trägt, statt zu erdrücken. Die ganze Show von Valentino SS26 findest du hier.

Loewe
Jack McCollough & Lazaro Hernandez bringen frischen Wind in Loewe: urbane Coolness trifft auf handwerkliche Präzision. Leder wird zu Architektur, Silhouetten zu Skulpturen. Das Ergebnis ist Loewe mit einem amerikanischen Akzent – direkter, energetischer, aber nie laut. Die ganze Show von Loewe SS26 findest du hier.

Hermès
Nadège Vanhée beweist erneut, dass Ruhe eine Disziplin ist. Ihre Hermès-Kollektion gleitet zwischen butterweichen Ledern und klaren Linien. Die Farben – Staub, Sand, Salbei – erinnern an Sonnenlicht auf Stein. Luxus ist hier kein Statement, sondern eine Haltung. Mehr zur Hermès SS26 Show und Kollektion auf faces.ch.

Mugler
Miguel Castro Freitas’ Debüt bei Mugler war nichts weniger als elektrisierend. Er fängt die DNA des Hauses – Mut, Körper, Bewegung – ein und verleiht ihr eine neue Direktheit. Transparente Strukturen, skulpturale Schnitte, eine Energie, die fast greifbar ist. Es ist Mugler in 2026-Form: sinnlich, progressiv, kompromisslos.

Chloé
Chemena Kamali haucht Chloé wieder Leben ein – mit Leichtigkeit, Emotion und handwerklicher Wärme. Rüschen und Volumen, ja, aber nie kitschig. Es ist der Boho-Geist neu definiert: weniger Mädchen, mehr Frau, mit Sonne auf der Haut und Meinung im Blick. Die ganze Show von Chloé SS26 findest du hier.

Dior
Jonathan Andersons Debüt für Dior markiert eine neue Etappe für das Haus – weniger Dekoration, mehr Idee. Er entkleidet die Dior-Frau von überflüssiger Symbolik und bringt sie zurück zur Essenz: klare Linien, konzeptionelle Stärke, stille Macht. Zwischen Strenge und Sinnlichkeit entsteht eine neue Eleganz – weniger überhöht, mehr gelebt. Es ist Andersons Dior: intellektuell, weiblich, kompromisslos modern.

Die Disruptors
Mugler SS26 – Body Politics
Miguel Castro Freitas griff eines von Muglers gewagtesten Statements wieder auf – ein Kleid, das nur durch sternförmige Nippel-Piercings gehalten wird. Mehr als Schock: eine Studie über Körper, Form und Haltung. Muglers Stärke bleibt gezielte Provokation, nie bloß Skandal.

Chanel SS26 – Das Warten ist vorbei
Chanel war ohne Zweifel die am meisten erwartete Show der Saison. Die Branche hielt kollektiv den Atem an vor Matthieu Blazys Debüt. Nach Virginie Viards Abschied und drei Übergangssaisons war SS26 der Neustart, auf den alle gewartet hatten. Die Meinungen? Natürlich gespalten. Für die einen war es Erneuerung: greifbare Stoffe, lockeres Tailoring, ein weicherer, menschlicher Rhythmus. Andere hörten ein Flüstern von Bottega: Blazys Materialpoesie, seine stille Dekonstruktion. Die kantigen Schnitte sorgten für Diskussionen, die ausgefransten Tweeds schockierten Puristen – aber Relevanz kehrte zurück. Chanel SS26 ging nicht um Perfektion, sondern um Puls. Ein selbstbewusster Wandel, der beweist: Chanels Erbe atmet am besten, wenn es sich traut, sich zu bewegen.

Beeindruckende Runway-Bühnen
Jede Saison verwandeln einige DesignerInnen den Laufsteg in eine Bühne, auf der Licht, Raum und Emotion die Erzählung vertiefen – weit über einen schlichten weißen Catwalk hinaus.
Chanel SS26 — Eine neue Galaxie
Matthieu Blazy verwandelte das Grand Palais in ein schwebendes Planetarium aus Licht und Bewegung. Die Dimension und Präzision erinnerten an Karl Lagerfelds legendäre Inszenierungen. Nicht als Zitat, sondern als subtile Rückkehr zu einer Ära, in der Bühne und Mode noch denselben Pulsschlag teilten.

Saint Laurent SS26 — Eleganter Exzess
Unter dem glitzernden Eiffelturm entfaltete Anthony Vaccarello eine Szenerie von atemberaubender Präzision und Schönheit. Ein geschwungener Laufsteg, gesäumt von dichten Bänken weißer Hortensien, leuchtete im Gold des Pariser Nachthimmels. Es war monumental, sinnlich, fast absurd schön – Mode in architektonischer Vollendung. Saint Laurent bewies: Kontrolle kann genauso verführerisch sein wie Exzess. Die ganze Show von Saint Laurent SS26 findest du hier.

Did you know:
Hermès präsentiert seine Ready-to-Wear-Shows oft in der Garde Républicaine in Paris – den historischen Pferdeställen der französischen Militärwache. Auf dem Reitgelände entsteht jedes Mal ein maßgeschneidertes Zelt, in dem sich Luxus mit dem Duft von Sand und Leder mischt. Pure Hermès-Poesie unter Canvas.

Names Darling, Names!
Also, wer liess in Paris die Blitzlichter explodieren?

Balenciaga: Anne Hathaway, Georgina Rodríguez, Lauren Sánchez – und die Frau, die nicht einmal ein Croissant essen kann, ohne schlechte Presse zu bekommen: Meghan Sussex fotografiert mit Pierpaolo Piccioli.

Chanel: Margot Robbie, Penélope Cruz und Pedro Pascal.

Chanel: Neu-Single und neue Markenbotschafterin Nicole Kidman, Vanessa Paradis und Étienne Daho

Chloé: Rita Ora und die Rock-Babys Liv Tyler, Lizzy und Georgia May Jagger.

Louis Vuitton: Zendaya, Jennifer Connelly und Sophie Turner – anscheinend ist Lächeln eine schwer zu meisternde Disziplin.

Saint Laurent: Hailey Bieber, Charli XCX und Madonna – klammernd an Anthony Vaccarello und die Relevanz.

Isabel Marant: Paris Hilton und Georgia May Jagger – gleiches Haar, gleiche Aura, gleiche Chaos-Energie.
Weitere Stars bei Paris SS26: Charlize Theron zeigte sich bei Givenchy, Kim Kardashian und Kylie Jenner sorgten bei Maison Margiela für Blitzlichtgewitter. Jenna Ortega saß bei Thom Browne, Olivia Wilde und Claudia Schiffer bei Chloé. Ayo Edebiri, Tilda Swinton, Marion Cotillard und Lily-Rose Depp tauchten bei Chanel auf, während Lana Del Rey bei Zimmermann gespottet wurde. Michelle Dockery glänzte bei Hermès, Emma Watson bei Miu Miu, Demi Lovato bei Coperni, Pamela Anderson bei Valentino – und bei Lacoste gab’s ein Promi-Trio: Venus Williams, Michelle Williams und Adrien Brody.
Unser Fazit?
Wenn die Paris Fashion Week endet und alle, die Moët nicht richtig aussprechen, ihn aber trotzdem trinken, ihren letzten Schluck geleert haben, wird auch der Pressebuzz endlich still – bis zur nächsten Saison. Doch die Stadt? Sie leuchtet heller, jetzt, wo die Blitzlichter verstummt sind. Der Louis Roederer knallt, und die Gespräche drehen sich um Saumlängen, LVMH, Kering und das, was als Nächstes kommt. Paris ist der heilige Gral der Mode, die Stadt der Lichter – und vergiss New York: Paris schläft nie. Mode lebt im Café de la Paix, auf der Avenue Montaigne und selbst im kleinen Straßencafé um die Ecke. Paris hat das letzte Wort. Non, je ne regrette rien.
Fotos: © Launchmetrics SpotlightSM
Mehr Highlights der Mailand Fashion Week SS26 findest du auf faces.ch