Sie wird von vielen als neue Prinzessin Diana bezeichnet. Was steckt hinter New Yorks baldiger First Lady Rama Duwaji – und Zeid Hijazi, dem Designer, den sie am Wahltag ihres Mannes, Bürgermeister Zohran Mamdami, trug?
„A Change is gonna come“, sang Sam Cooke vor über 60 Jahren. Und vielleicht ist er ja tatsächlich bald da – der Wandel. Während es politisch weltweit nicht sonderlich rosig aussieht, überkam uns am 4. November eine Welle der Hoffnung, als der demokratische Sozialist Zohran Mamdani zum Bürgermeister von New York gewählt wurde. Er ist mit seinen 34 Jahren nicht nur der jüngste Bürgermeister der Stadt seit einem Jahrhundert, sondern auch der erste Muslim, der das Amt bekleidet. Doch während wir uns nur zu gerne die Hopecore-Edits auf Tiktok ansehen, ist es nun Zeit die Freudentränen aus den Augen zu streichen und unseren Blick auf die Frau an Mamdamis Seite zu richten – Rama Duwaji, New Yorks First Lady in Spe. Eine Künstlerin, Aktivistin, Stil-Ikone und, ja, ein Symbol ihrer Generation. Auch im Fokus: der palästinensisch-jordanische Luxus-Ready-to-Wear-Designer Zeid Hijazi, dem wir für ihr fantatsiches Wahltags-Top zu danken haben.
Not your mother’s First Lady
„Dinge, die mich im Oktober dazu inspiriert haben, Kunst zu machen“ lautet die Caption von Rama Duwajis neuestem Karussell-Post auf Instagram. Er wird mit einem Selfie eröffnet, das unter anderem von Werken der britisch kanadischen Künstlerin Lily Fine, der Schweizer Malerin Lenz Geerk oder des New Yorker Hairstylisten Mustafa Nayaz gefolgt wird. Wer politisch nicht ajour ist, würde kaum auf die Idee kommen, dass ihr Mann am nächsten Tag zum Bürgermeister des Big Apples gewählt werden würde.
Die 28-Jährige nutzt ihre Arbeit, um das Leben und die Widerstandskraft von Menschen im Nahen Osten zu beleuchten. Ihre Illustrationen zu Themen wie Hunger, Flucht und weiblicher Stärke erschienen bereits bei der BBC, in der New York Times und im Tate Modern in London.
Geboren in Houston als Tochter syrischer Eltern aus Damaskus, wuchs Duwaji zwischen Texas und Dubai auf, studierte Medienkunst an der Virginia Commonwealth University, mit Stationen in Katar, und kehrte für ihren Abschluss in die USA zurück.
2021 lernte sie Mamdani über die Dating-App Hinge kennen – beim Kaffee im Qahwah House in Brooklyn.

Fashion is political
Genau so unkonventionell wie ihr Instagram-Auftritt ist auch das Outfit, das die Illustration am Wahltag trug. Statt auf ein konservatives Kostüm oder ein klassisches Kleid zu setzen, trug Rama ein ärmelloses Denim-Top mit Laser-Gravur, kombiniert mit einem Rock des New Yorker Labels Ulla Johnson und schwarzen kniehohen Stiefeln – denselben, die sie auch bei ihrer Hochzeit trug.
Das Top stammt von Zeid Hijazi, einem 27-jährigen palästinensisch-jordanischen Designer mit Sitz in London. Hijazi gilt als einer der aufregendsten neuen Namen der Modewelt. Nach seinem Sieg beim Fashion Trust Arabia Prize 2020 gründete er sein gleichnamiges Label und machte sich mit einer Mischung aus Couture, Handwerk, subversiver Modernität und futuristischer Symbolik einen Namen.
Seine Inspirationen reichen von Spiritualität über antike Zivilisationen bis zu Science-Fiction. Gegenüber Harper’s Bazaar sagte er:
„Ich habe mich immer für Kunst und Mode interessiert und mich gefragt, wie ich meine Leidenschaft für Quantenphysik, Folklore und Kultfilme miteinander verbinden kann. Meine Arbeit ist das Ergebnis dieser Gegensätze – Vergangenheit und Zukunft, Realität und Mythos.“ Er fährt fort: „Als Palästinenser will ich zeigen, dass wir mehr sind als die Bilder, die man aus den Nachrichten kennt. Wir sind kreativ, gebildet und cool. Wir bringen neue Dinge auf den Tisch, die es so noch nie gegeben hat. Das ist mein Statement.“
Während der Arbeit an seiner ersten Kollektion entdeckte Hijazi in einer Bibliothek einen architektonischen Plan einer Moschee. „Ich fand das Bild unglaublich schön“, erzählt er im Harper’s Bazaar Interview. „Ich habe es bearbeitet, modernisiert und schließlich auf Stoff gedruckt.“ Aus diesem Motiv entstand zunächst ein Rock – später, als Ergänzung, das Top, das Duwaji am Wahltag trug.
Die Kollektion trägt den Titel „Bedouin Hackers“ – eine Anspielung auf den tunesischen Film „Bedwin Hacker“ aus dem Jahr 2003. Darin entwirft Hijazi weibliche Archetypen, die sich in westliche Medienfrequenzen hacken. „Ich stellte mir verschiedene Figuren vor – die gotische arabische Hackerin, die glamouröse, die intellektuelle, die futuristische. Das Top, das Rama trug, gehörte zur futuristischen Version – sie steht für die Frau, die sich mit Technologie und KI auseinandersetz“, erklärt er.
Die feine Gravur auf dem Denim-Stoff ist kein Zufall: Hijazi nutzte dafür eine Laser-Etching-Technik, die er normalerweise bei Jeansstoffen einsetzt. „Ich spielte mit der Idee von Frequenzcodes, von Matrix-Lasern“, so Hijazi. „So konnte ich palästinensische Motive auf eine futuristische Weise umsetzen.“
„Ich bin Palästinenser – und das ist politisch, ob ich will oder nicht“
Dass seine Entwürfe häufig als politisch gelesen werden, ist für Hijazi unausweichlich. In einem Interview mit der Vogue betonte er, dass er nie gezielt eine politische Botschaft formulieren wollte, sondern es liege in seinem Blut. „Ich bin Palästinenser – und das ist politisch, ob ich will oder nicht“, sagt er. „Ich brauche kein Label. Schon allein, dass ich in dieser Industrie existiere, ist ein politischer Akt. Das ist mein Mittelfinger an das System – meine Art, Free Palestine zu sagen, ohne es wörtlich auszusprechen.“
Er wolle zeigen, dass palästinensische Identität nicht nur aus Leid bestehe: „Wenn die Leute an Palästina denken, sehen sie Trümmer und Tragödien. Aber es gibt DichterInnen, MusikerInnen, JournalistInnen, KünstlerInnen – Menschen, die Wundervolles schaffen. Ich will das in den Vordergrund rücken und zeigen, dass es eine andere Seite gibt. Ich will zeigen, dass es vor den toten Körpern etwas sehr Schönes gab. Ich möchte die Menschen dafür sensibilisieren, dass wir cool sind. Viele denken, wir Palästinenser seien schwierig und wütend – und das stimmt auch. Wir sind schwierig und wütend. Aber wir sind auch cool. Schwierig, wütend und cool“
Zu seinen größten Einflüssen zählt Hijazi die britisch-palästinensische Künstlerin Mona Hatoum, die Malerin Salma Halabi und seine ehemalige Lehrerin Haya Abdul Hameed – Frauen, die für ihn „diese I don’t give a fuck-Energie“ verkörpern, we er gegenüber der Vogue sagte. Hijazis nächste Kollektion erscheint im Frühjahr 2026
Die neue Generation
Dass Rama Duwaji Hijazis Entwurf ausgerechnet am Wahltag trug, empfindet er als Bestätigung eines gemeinsamen Geistes. „Sie wird Großes leisten“, sagt Hijazi gegenüber Harper’s Bazaar. „Unsere Generation ist gebildet, hat Werte, Integrität. Es ist schön zu sehen, dass jemand das mit der Welt teilt.“
Duwaji wiederum war nicht nur Muse, sondern auch kreative Mitgestalterin der politischen Kampagne ihres Mannes. Sie entwarf das ikonische blau-orange Branding, war einer der kreativen Köpfe hinter Mandamis Social-Media-Auftritt – und hielt sich ansonsten bewusst im Hintergrund.
In der Dankesrede des Politikers blieb sie aber nicht unerwähnt: „An meine unglaubliche Ehefrau, Rama, hayati. Es gibt niemanden, den ich lieber an meiner Seite hätte – jetzt und für immer.“ („Hayati“ bedeutet auf Arabisch „mein Leben“.)
A Change is gonna come
Wenn Zohran Mamdani in die Bürgermeisterresidenz einzieht, hat er bereits angekündigt, in seiner Übergangsphase ausschließlich Frauen in leitende Positionen zu berufen – ein weiteres Zeichen des Generationenwandels, den seine Regierung verkörpern soll.
Und Rama Duwaji? Sie ist längst mehr als „die Frau von“. Sie ist die erste Gen-Z-First-Lady New Yorks – und erinnert und daran erinnert, dass Integrität und Stil sich nicht ausschließen.

Mach dir selbst ein Weihnachtsgeschenk und deck dich hier mit Zeid Hijazis Kreationen ein.
Du willst auch dazu inspiriert werden, Kunst zu machen? Rama’s Werke tun genau das.
Fotos: © Picture Alliance






