Es ist Spooky Season! Halloween ist längst über den Atlantik zu uns übergeschwappt, auch wenn wir es mit der Dekoration (noch) nicht ganz so wild trieben wie Heidi Klum an ihrer berüchtigten Halloweenparty. Für Horrorfilm-Aficionados braucht es eigentlich keinen Anlass, sich Gruseliges reinzuziehen. Wer doch einen braucht: Wie wär’s damit, sich jeden Abend einen der folgenden Horrorfilme anzuschauen, und sich den schrecklichsten davon für Halloween aufzusparen? Das wäre dann quasi der Adventskalender für Filmfans, die mit Weihnachten wenig anfangen können.
The Shining, Stanley Kubrick, 1980
Ein Autor leidet an einer Schreibblockade in einem abgelegenen Hotel ohne Gäste. Fertig ist die Prämisse für einen der besten Horrorfilme aller Zeiten. Und wie es so ist mit Kultklassikern: Sie müssen etwas reifen. Nach Erscheinen der Stephen-King-Verfilmung hagelte es erst Mal Kritik. Auch der Autor selbst fand die Screen-Version seiner Geschichte nur so mäßig. Gute vier Dekaden später muss man nur „Shelley Duvall“ oder „gruselige Zwillinge“ erwähnen, um Horrorfans aus allen Ecken der Welt in Fahrt zu bringen. Übrigens: Es gibt einen Extended Cut von Kubrick, in dem man noch dreißig Minuten mehr mit Jack Nicholson gone mad verbringen kann.

Psycho, Alfred Hitchcock, 1960
Es gibt kaum mehr etwas, das noch nicht auf dem Screen gezeigt wurde. Spätestens seit sich Gore als Untergenre des Horror entwickelt hat, spritzt das Blut in alle Richtungen. Alfred Hitchcock, der Meister des Horrors, schaffte es anno 1960, den Menschen einen Schrecken einzujagen, ohne viel zu zeigen. Darum lohnt es sich, diesen Klassiker immer mal wieder zu besuchen – quasi als Reset fürs Gehirn und Antrieb für die eigene Imagination.

The Silence of the Lambs, Jonathan Demme, 1991
Ein inhaftierter Psychiater / Serienmörder mit einem Hang zum Kannibalismus soll einer FBI-Agentin dabei helfen, einen anderen Serienmörder zu finden. Kann ja nur gut gehen! Psychoterror und Manipulation jagen einem einen mindestens so großen Schrecken ein wie die ekligen Morde. Fun fact: Thomas Harris, Autor der Hannibal-Lecter-Buchreihe grub für die Geschichte nicht nur in der eigenen Fantasie, sondern wurde von einem echten Häftling inspiriert.

Rosemary’s Baby, Roman Polanski, 1968
Die sogenannte Satanic Panic nahm eigentlich erst in den Achtzigerjahren so richtig Fahrt auf. „Rosemary’s Baby“ war mehr als eine Dekade zu früh. Die Handlung, bei der Protagonistin Rosemary, gespielt von Mia Farrow, dank ihrer satanistischen Nachbarn unwissend ein von Satan gezeugtes Baby gebärt, versetzte das konservative Amerika in Aufruhr. Rückblickend muss man sagen: Dass Roman Polanski Regie führte, ist wohl der größte Horror der ganzen Geschichte.

Talk to Me, Michael Philippou, Danny Philippou, 2022
Bei einer Séance mit Verstorbenen in Kontakt treten? Für Mia verlockend, denn sie hofft, dass sie so mit ihrer verstorbenen Mutter sprechen kann. Man muss nur eine einbalsamierte Hand halten, ein paar Sprüche sagen und schon kommen die Geister. Ein paar Regeln gibt es zu befolgen – zum Beispiel, dass man die Hand nicht länger als 90 Sekunden halten sollte, sonst geht alles ordentlich schief. Was es natürlich tut, sonst wäre es ja kein Horrorfilm. Der Film der australischen Zwillingsbrüder bringt klassischen Exorzismus ins Heute: Die Idee, überhaupt so eine Séance durchzuführen, kam den ProtagonistInnen dank eines viralen Snapchat-Videos.

Carrie, Brian de Palma, 1976
Eine weitere Stephen-King-Verfilmung, die sich seit Jahrzehnten hält. Niemand sollte die Wut von Teenagerinnen unterschätzen. Sonst kommt’s zu einem fantastischen Blutbad à la Carrie. Der wahre Horror dieses – man kann es Highschooldrama nennen – liegt in der Pubertät. Der Körper ändert sich, jeder mobbt andere, um selbst nicht als Opfer dazustehen – die Teenagerzeit ist gruseliger als manch ein Slasher-Horrorfilm. Da Carrie eine seltene Gabe hat, mit der sie für reichlich fließendes Blut sorgt, kommen aber auch Horrorfans, die dieses sehen wollen, auf ihre Kosten. Es gibt eine Neuverfilmung aus 2013, aber echte Fans wissen: Nichts toppt Sissy Spacek als wütende Carrie.


MaXXXine, Ti West, 2024
Maxine will ein Star werden. Das wollte sie schon in den ersten beiden Teilen der Trilogie, „Pearl“ und „X“, die beide 2022 erschienen. Dann kam das sogenannte Texas Pornhouse Massacre dazwischen. Nun versucht Maxine ihr Glück in Hollywood, wo ein Serienmörder, der es auf junge Frauen abgesehen hat, ihr in die Quere kommt. Das Beste der Trilogie – nebst der Achtzigerjahre-Ästhetik und den Referenzen an die Filmindustrie: Mia Goth ist die geborene Scream Queen und das Horrorgenre wie gemacht für sie.

Heretic, Scott Beck, Bryan Woods, 2024
Religion passt bestens zum Horrorfilm, denn viele Religionen bringen einiges an Horror in die Welt. Das findet auch der auf den ersten Blick ganz charmante Mr. Reed, gespielt von Hugh Grant. Gekonnt diskutiert er mit zwei Mormoninnen, die ihn eigentlich bekehren wollen. Was harmlos beginnt, endet mit einem beklemmenden Psychospiel. Und man weiß gar nicht, wer verrückter ist: Die Mormoninnen mit ihren strikten Regeln oder der Atheist in seinem abgelegenen Haus.

Men, Alex Garland, 2022
Der wahre Horror der Welt sind Männer. Oder, um es so zu formulieren, dass nicht sofort wütende Hassmails von Männern reingeflattert kommen: Das Patriarchat und was es aus Männern formt, ist der wahre Horror unserer Gesellschaft. Die Protagonistin zieht sich zurück, nachdem ihr Exfreund Suizid begeht. Statt Erholung auf dem Land gibt es für sie Belästigung von jeder erdenklichen Version eines schrecklichen Mannes. Ihnen allen gemein ist: Sie haben das Gefühl, irgendein Anrecht auf sie und Frauen im Allgemeinen zu haben, auf deren Körper und deren Zeit. Abstrakte Szenen und Bodyhorror à la David Cronenberg ändern nichts daran, dass dieser Film trotzdem ein klares Abbild der Realität ist – und das ist das Gruseligste daran.

The Lighthouse, Robert Eggers, 2019
Vier Wochen auf einer felsigen Insel im Nirgendwo in Nova Scotia? Das reicht, um durchzudrehen. Vor allem, wenn man zu zweit ist, sich nicht besonders mag und die vier Wochen dank einem Sturm in Verlängerung gehen. Der Cast besteht nur aus Willem Dafoe und Robert Pattinson als Leuchtturmwärter, der ganze Film ist in Schwarz-Weiß – und doch wird es nie langweilig. Inspiration fürs Drehbuch lieferte Edgar Allan Poe, der Urmeister der Gruselgeschichten, mit seinem letzten Werk „The Lighthouse“.

Gremlins, Joe Dante, 1984
Wie süß sind denn bitte die Gremlins? Sie sind die wahren Labubus, die Vorreiter der eben so süßen Pop-Mart-Sensation. Vielleicht gibt es ja bald eine Collab? It-Girls würden bestimmt auch einen fluffigen Gremlin an die Prada-Tasche hängen. Aber zurück zum Thema Horror: Die putzigen Gremlins sorgen für Angst und Schrecken, befolgt man nicht ein paar simple Regeln. Ein Horrorfilm für alle, die eigentlich wenig mit Horror anfangen können, denn so richtig Angst kann man vor diesen Tierchen irgendwie nicht haben.

The Exorcist, William Friedkin, 1973
Wieder Religion, wieder ein Kultklassiker. Wurden Dämonen und Besessenheit eigentlich erfunden, um etwaiges rebellisches Verhalten bei jungen Mädchen zu erklären? Das mag für manche schon zu woke sein. Wokeness hin oder her, wie sich die zwölfjährige Regan nach und nach in ein Monster verwandelt und nur noch durch einen Exorzismus gerettet werden kann, ist und bleibt ein Filmspaß.

Videodrome, David Cronenberg, 1983
David Cronenberg gilt als Meister des Bodyhorror. Davon gibt’s auch in „Videodrome“ mehr als genug zu sehen. Der Protagonist verliert zunehmend den Bezug zur Realität, nachdem er gewaltpornografischen Ausstrahlungen eines Piratensender namens „Videodrome“ ausgesetzt ist. Also eigentlich etwa das, was uns heute allen passiert, wenn wir zu lange auf TikTok scrollen und uns mit zu vielen Videos das Gehirn zuballern. Blondie-Frontfrau Debbie Harry spielt die Freundin des Protagonisten – das allein ist Grund genug, sich den Film anzuschauen.

Scream, Wes Craven, 1996
Die Scream-Reihe ist so sehr zum Klassiker geworden, dass sich kaum jemand mehr vor der Maske fürchtet. Man kann sie in jedem Kitsch-Karneval-Store kaufen. Vor allem wegen der Neunziger-Nostalgie lohnt es sich, die frühen Filme der mittlerweile sechs Filme umfassenden Reihe anzuschauen – der siebte steht auch schon in den Startlöchern und soll 2026 erscheinen.

Wednesday, Alfred Gough, Miles Millar, 2022 –
Horror funktioniert auch bestens in Serienform. Die niedliche Wednesday Addams von einst ist zum rebellischen Gen-Z-Teenager geworden. Das hätte ordentlich schief gehen können, ist unter anderem dank der Besetzung mit Jenna Ortega aber zum Serienhit geworden. Die beiden Staffeln bringen die Addams-Family ins Hier und Jetzt und mischen Humor und Horror zur besten Unterhaltung.

Nach dem Schrecken brauchst du etwas Auflockerung? Diese Serie wird dich wieder zum Lachen bringen.