Sarah Hartmanns Zuhause ist eine Kreuzung aus Rummelplatz und Glücksbärchis Wolke. Inmitten von Pastellfarben fühlt sich die Berlinerin besonders wohl, die die meisten Teile und Möbelstücke in ihrer Wohnung auf Secondhand-Plattformen erwirbt und ihre FollowerInnen auf @saraheartmann an ihren Projekten teilhaben lässt. Dank Stichsäge, Farbe und Pinsel werden die Fundstücke zu Unikaten, die den 0815-Teilen des gelb-blauen Möbelriesen gehörig die Schau stehlen.
Fotos: Sarah Hartmann (represented by 0360works)
FACES: Womit verdienst du deine Brötchen?
Sarah Hartmann: Da ich Ende letzten Jahres meinen Vollzeit-Job als Grafikdesignerin gekündigt habe, verdiene ich meine Brötchen ab diesem Jahr ausschließlich mit Kooperationen und Partnerschaften auf Social Media.
F: Welche Berufsbezeichnung steht auf deiner Visitenkarte?
SH: Brauch ich sowas? Wahrscheinlich würde da jetzt Content Creator stehen.
F: Wie sieht ein stinknormaler Arbeitstag bei dir aus?
SH: Ich muss meine richtige Routine noch finden, da jeder Tag noch super aufregend ist ohne ein Angestelltendasein. Gerade stehe ich immer gegen neun Uhr auf und mache mir eine Übersicht darüber, was an diesem Tag alles ansteht und was ich besorgen muss. Weil ich auf Tageslicht zum Filmen und Fotografieren angewiesen bin, muss der Content vor 15 Uhr abgedreht sein. Meistens gehe ich danach noch zum Baumarkt und hole Fundstücke von Ebay-Kleinanzeigen ab. Am Abend schneide und poste ich meistens ein neues DIY oder eine Kooperation auf Instagram und Tiktok und beantworte Nachrichten und Kommentare. Oft gehe ich spät abends noch E-Mails, Anfragen und Briefings durch. Zur Entspannung vor dem Schlafengehen habe ich gerade das Häkeln wieder für mich entdeckt.
F: Was tust du in zehn Jahren?
SH: Hoffentlich immer noch das, was ich liebe (was auch immer das sein wird) – nur mit etwas mehr Falten im Gesicht.
Sarahs Zuhause und der größte Fehler beim Einrichten
F: Was hat dein Zuhause, was andere nicht haben?
SH: Keine Angst vor Farben und Mustern.
F: Worauf achtest du, wenn du andere Wohnungen betrittst?
SH: Auf den Geruch. Ich bin ein großer Fan von Raumdüften, und das fällt mir in anderen Wohnungen immer sofort auf.
F: Was macht eine coole Wohnung aus?
SH: Eine coole BewohnerIn mit Experimentierfreude.
F: Welcher Einrichtungsstil sagt dir gar nicht zu und weshalb?
SH: Der erste, der mir einfällt, ist der maritime Stil; ich bin leider kein Fan dieses Yacht- und Bootshafen-Feelings in Blau und Weiß. Auch Pampasgras oder alles, was zum Boho-Stil dazugehört, wird man bei mir nicht finden.
F: Was ist der größte Fehler, den man beim Einrichten einer Wohnung machen kann?
SH: Zum schwedischen Lieblingsmöbelhaus zu fahren, dem Motto zu frönen „einmal hin, alles drin“ und die komplette Wohnung auf einmal einzurichten. Es ist so viel preiswerter, persönlicher und individueller, Secondhand zu kaufen und in ausgewählte, hochwertige und langlebige Möbelstücke zu investieren.
Die besten Secondhand-Teile
F: Welches Möbelstück oder Accessoire ist dein bestgehüteter Schatz, weshalb, und wie kamst du dazu?
SH: Da gibt es viele, die ich wirklich liebe, aber ein besonderes Teil ist auf jeden Fall mein fliederfarbener Esstisch, der auch gleichzeitig mein Schreibtisch ist. Das war eines der ersten Secondhand-Teile in meiner neuen Wohnung und hat so den Stil und die Farbwelt für das Wohnzimmer vorgegeben. Ich hatte ihn einem älteren Ehepaar in Charlottenburg für wenig Geld abgekauft und neu lackiert. Das Beste ist, dass er ausziehbar ist, falls ich mal mehr Gäste einladen sollte.
F: Welches Teil oder Möbelstück war ein absoluter Fehlkauf und weshalb?
SH: Wirkliche Fehlkäufe gab es tatsächlich noch keine, aber es gibt definitiv Teile, die ich nach einem DIY oder Upcycling zeitnah wieder verkauft habe, weil ich entweder keinen Platz dafür hatte oder die Farbe doch nicht ganz in mein visuelles Konzept gepasst hat.
F: Welcher Designklassiker ist den Hype nicht wert?
SH: Vielleicht werde ich dafür jetzt gehasst, aber ich bin der Meinung, dass das Togo-Sofa von Ligne Roset gut aussehen kann und auch gemütlich ist, aber den aktuellen Marktpreis absolut nicht wert ist. Für diese Menge an Geld kann man sich ein oder gleich mehrere tolle individuelle Design-Sofas zulegen, die mehr zu bieten haben.
F: Was sammelst du?
SH: Nagellack in allen Farben, (Sonnen-)brillen und Lampen.
Sarahs beste Interieur-Tipps
F: Wo und auf welchen Plattformen machst du die besten Schnäppchen?
SH: Meine absolute Go-To-Plattform ist Ebay-Kleinanzeigen. Ich verbringe mindestens ein bis zwei Stunden täglich auf dieser Seite und wühle mich durch die Angebote in ganz Deutschland. Oft finde ich aber auch tolle Teile in meiner Nähe, die ich direkt abholen kann.
F: Wie sucht man klug die richtigen Teile, die seinem eigenen Stil entsprechen?
SH: Leider kenne ich noch keinen magischen Trick, um schnell und einfach tolle Vintage-Möbel zu finden. Die Suche ist nicht zu unterschätzen und braucht viel Zeit und Geduld, aber es lohnt sich immer. Ich lasse mich gerne von Pinterest und Instagram inspirieren, bin aber nie zu versteift auf ein spezielles Möbelstück oder einen bestimmten Stil, da man nie genau wissen kann, was man Secondhand alles findet. Das macht die Suche aber auch so spannend.
F: Wie und wo findet man die richtigen Bilder für seine Wohnung?
SH: Ich bin ein großer Fan davon, lokale KünstlerInnen zu unterstützen, deswegen kann ich Plattformen wie Kunst100 sehr empfehlen. Oder man schreibt die KünstlerInnen direkt über Instagram an. Schöne Prints in verschiedenen Stilrichtungen mit passenden Rahmen gibt’s auch bei Wall of Art.
F: Für welches Möbelstück sparst du?
SH: Das nächste große Möbelstück, was unbedingt zeitnah her muss, ist ein richtiger Kleiderschrank mit viel Stauraum. Seit dem Einzug versinke ich in Bergen von Klamotten in der Ecke meines Schlafzimmers – das muss endlich ein Ende nehmen.
F: Die Wohnung ist leer. Wo beginnst du mit der Einrichtung?
SH: Als ich vor ungefähr einem Jahr in meine jetzige Wohnung gezogen bin, habe ich mich zuerst auf die großen Möbelstücke konzentriert und alles andere darum gebaut. Esstisch, Couch und Bett waren meine ersten To-Dos. Bei diesen Dingen würde ich auch nicht sparen, da sie ständig in Gebrauch sind und besonders langlebig sein sollten.
F: Was sind die Basic-Materialien und -Werkzeuge, die man stets zuhause haben sollte, um Secondhand-Teile aufzubereiten?
SH: Ich schwöre auf ein kabelloses Schleifgerät, ein Lackierset mit Farbrollen und Pinseln und eine Stichsäge. Mit dieser Ausstattung kann man schon einiges an DIY- und Upcycling-Arbeiten erledigen.
Sarah Hartmann nimmt dich mit in ihre Wohnung. Folge ihr über @saraheartmann auf Instagram.