Als Kind ging es für Eddie Redmayne in der Schweiz abwärts. Zum Glück nur beim Skifahren. Inzwischen kehrt Hollywoods Höhenflieger gerne mal in die Alpen zurück, um das Omega Masters Golfturnier mitzuverfolgen. Wir waren da und unterhielten uns mit dem Schauspieler darüber, warum sein jüngstes Projekt „The Day of the Jackal“ besonders herausfordernd war und was ihm noch dringend im Kleiderschrank fehlt.

Eddie Redmayne macht es sich nicht gerne einfach. Als Schauspieler ist er Verwandlungskünstler, und als solcher stehen ihm für seine Kunst weder Farbe, Piano oder Lehm zur Verfügung. Sein Körper ist die Leinwand, seine Emotionen sind die Werkzeuge. Und mit diesen traut sich der Engländer an einige der schwierigsten Herausforderungen, die es in den letzten Jahren im Kino zu meistern gab. In „The Theory of Everything“ verschwand Redmayne komplett in der Darstellung von Stephen Hawking. Mit seiner Verwandlung vom jungen Physiker zum von seiner Krankheit gezeichneten Jahrhundertgenie gewann der Londoner 2015 den Oscar als bester Schauspieler. Ein Jahr später wurde er erneut nominiert, diesmal für seine Darstellung in „The Danish Girl“. Im Film wird die Lebensgeschichte von Lili Elbe erzählt, einer trans Frau, die sich in den 1930er Jahren einer der ersten Geschlechtsanpassungen unterzog. Und in „The Good Nurse“ verkörperte Redmayne mit Charles Cullen einen der grausamsten Serienmörder in der amerikanischen Kriminalgeschichte. Allesamt hochkomplexe Figuren, die im Film nur dann funktionieren, wenn man für die Schauspielkarriere das Schwierigkeitslevel „Hard“ anwählt. Eben so wie Eddie Redmayne.
Auch in seiner neuesten Produktion wollte der 43 Jährige keine ruhige Kugel schieben, sondern mehrere Bälle jonglieren. Für die Romanverfilmung „The Day of the Jackal“ agierte Redmanye zum ersten Mal auch hinter der Kamera als Produzent der zehnteiligen Streaming-Serie. Was für zusätzliche Verantwortung das mit sich brachte, wie eine Armbanduhr den Charakter einer ganzen Figur beeinflussen kann und wie erfolgreich er dabei ist, seinem Sohn das Krawattenbinden beizubringen, verriet uns Eddie Redmayne am Rande des Omega Masters in Crans-Montana. Dort war er zu Gast, weil er der Uhrenmanufaktur seit einem Jahrzehnt als Markenbotschafter verbunden ist.
FACES: Eine Uhr zeigt nicht nur die Zeit, sondern erzählt auch eine Geschichte. Gibt es ein besonderes Exemplar in deiner Sammlung, das eine Geschichte erzählt?
Eddie Redmayne: Ich habe das große Glück, mehrere Uhren in meiner Sammlung zu haben. Eine meiner Favoriten ist die Globemaster. Auch die Aquaterra, für die ich vor ein paar Jahren eine Kampagne gemacht habe. Sie haben wunderschöne Zifferblätter in verschiedenen Farben. Sie sind schlicht, aber durch die Farbauswahl werden sie besonders. Ich habe eine davon dieses Jahr in Wimbledon getragen, in der Royal Box. Man muss dort sehr traditionell gekleidet sein, aber diese Uhr gibt dem Ganzen ein kleines, eigenes Extra. Und so mag ich es, zu leben – zwar klassisch, aber mit Persönlichkeit. Als ich für „The Day of the Jackal“ gearbeitet habe, bin ich auch in die Geschichte und Archive von Omega eingetaucht. Ein interessanter Moment: Im ersten Drehbuchentwurf hatte die Figur des Jackals eine Art Computeruhr und nahm damit seinen Puls. Ich bin ein großer Fan des Originalfilms und hatte Angst, dieser Rolle nicht gerecht zu werden. Das Erste, was ich sagte, war: Das geht nicht. Er braucht eine klassische Uhr, alles an ihm ist analog, nicht digital. Es geht um Eleganz, um Stil. Ich habe mir also das Omega-Archiv angeschaut und besonders die Railmaster, die ja für Ingenieure entworfen wurde – die Präzision, die Zurückhaltung, dieser stille Ausdruck von Kraft – das hat mich berührt, das hat auch die Kostümdesignerin beeindruckt. So wurde die Uhr zu einem Teil des Charakters.
F: Bleiben wir beim Jackal. Die Serie ist das erste Projekt, bei dem du auch als Produzent aktiv bist. Was hat dich hinter die Kamera gezogen und hat dieser Schritt deine Beziehung zur Schauspielerei verändert?
ER: Ich habe auch „Cabaret“ mitproduziert, in London und New York, aber das war Theater. Wenn man eine Weile arbeitet, sammelt man Erfahrungen, die über das bloße Schauspielern hinausgehen – sei es mit AutorInnen, dem Marketing oder Marken. Man bekommt irgendwann einen 360 Grad-Blick auf alles. Manche finden das spannend, ich auch. Besonders bei „The Day of the Jackal“ war mir jedes Detail des Charakters so wichtig. Ob Koffer, das Büro, die Anzüge – vielleicht bin ich ein Kontrollfreak, aber das war alles entscheidend. Jeder Fehler hätte die Figur entwertet. Es war wichtig, ein gewisses Maß an Einfluss bis ins Marketing und Drehbuch zu haben. Es war viel Arbeit, aber auch aufregend.
F: Lass uns beim Thema Kontrollfreak bleiben. KritikerInnen beschreiben deine Performance als „beklemmend präzise und brillant kontrolliert“. Wie stellt man Emotionen dar, wenn eine Figur versucht, gar keine zu zeigen?
ER: Der Reiz dieser Figur ist ja, dass sie ein Rätsel bleibt. Im Originalfilm von Edward Fox kann man diese Rätselhaftigkeit durch seine Ausstrahlung zwei Stunden lang halten. Aber in einer zehnstündigen Serie muss man irgendwann hinter die Fassade blicken. Ich fand es spannend, wie die Präzision und Kontrolle langsam bröckeln. Das Medium Fernsehen erlaubt ein langes Eintauchen in den Charakter. Und die Regie kann sich auf das Verstecken einlassen – letztlich geht es darum, dass der Charakter ständig lügt und etwas verbirgt. Dafür war das Fernsehen perfekt. Außerdem habe ich die Figur immer als Schauspieler gesehen. Und er ist ziemlich gut darin – Make-up, Akzente, Sprachen. Ich habe ihn so angelegt, dass er ein brillanter Schauspieler ist, um ihn glaubwürdig zu machen.
F: Du bist Schauspieler, Sänger, Regisseur, Unternehmer. Was ist dabei wichtiger: Talent, harte Arbeit oder Leidenschaft?
ER: Ich glaube, Leidenschaft ist das Wichtigste. Denn damit kommt auch die Ausdauer und die Bereitschaft zur Arbeit. Ich liebe das, was ich tue. Und ich hatte Glück, mit etwas Talent auf die Welt zu kommen. Aber ich bin kein Naturtalent, das von allein alles kann. Ich musste immer hart arbeiten – das gilt für alles, was ich tue. Beim „The Day of the Jackal“ war das schwierig, weil bei Serien oft die Drehbücher spät kommen. Aber alles an dieser Figur ist so präzise, da kann man beispielsweise nicht über Nacht neue Sprachen lernen. Das war ein Konflikt für mich: Wie spielt man jemanden, der so viel Vorbereitung und Genauigkeit braucht, wenn der Fernsehbetrieb improvisierter ist? Aber das passte wiederum zur Figur. Für mich gilt trotzdem: Talent bringt dich nur bis zu einem gewissen Punkt. Ich habe viele talentierte Leute ohne Arbeitseifer scheitern sehen.
F: Deine Red-Carpet-Looks sind großartig, oft aber unaufdringlich. Wurdest du so erzogen oder hat sich dein Stil entwickelt? Arbeitest du mit StylistInnen?
ER: Mein Vater ist sehr elegant. Er arbeitete früher in der Londoner City und trug immer Anzüge, hat sich über das Einstecktuch und die Art, wie er eine Krawatte band, ausgedrückt. Ich habe das als Kind genau beobachtet. Als ich kürzlich meinem siebenjährigen Sohn das Krawatte binden beibringen wollte – bislang erfolglos –, dachte ich, ich habe das nicht weitergegeben. Aber ich war schon immer von der Eleganz meines Vaters geprägt. Und Kostüme waren immer wichtig, um Zugang zu einer Rolle zu finden. Später, als ich angefangen habe, Filme zu promoten, lernte ich ModedesignerInnen kennen, einige wurden enge FreundInnen. Ich bekam Einsicht in ihre Welt und ihre Leidenschaft. Dann merkt man, dass der rote Teppich auch Theater ist. Jetzt arbeite ich mit Harry Lambert, der sehr verspielt ist, manchmal bringt er mich dazu, sehr ausgefallene Dinge zu tragen – und das macht Spaß, weil es ja Theater ist. Manchmal mag ich es aber auch zurückhaltend. Mode, Film und Theater verschmelzen immer mehr, das ist sehr spannend. Man genießt den Zugang zu so viel Talent.
F: Du bist seit zehn Jahren Markenbotschafter für Omega. Was macht für dich den Reiz dieser Partnerschaft aus?
ER: Ich liebe ihre Geschichte und die Geschichten rund um Omega und wie sie in allem, was sie tun, so tief verankert ist. Ich liebe die Tatsache, dass sie Beziehungen zu Menschen aufbauen und pflegen, sei es das Team, die Leute, mit denen ich oft seit zehn Jahren arbeite, es sind immer noch dieselben Menschen. Es herrscht eine echte Loyalität, und ich hatte das Glück, das von Grund auf zu erleben. Von der besonderen Atmosphäre ihres atemberaubenden Hauptsitzes in Biel bis hin zu Reisen um die Welt mit ihnen, bei denen man die Reichweite und den klassischen, zeitlosen Charakter ihrer Designs zu spüren bekommt. Und für mich persönlich ist es so, sie haben immer auf eine Art und Weise gesprochen, die eine wunderschöne Eleganz und eine stille Autorität ausstrahlt, zu der ich definitiv aufblicke.
F: Abgesehen von einer Uhr: Gibt es ein typisch Schweizerisches Accessoire, das du gerne in deinem Kleiderschrank hättest?
ER: Definitiv Skischuhe. Ich träume davon, maßgefertigte Skischuhe zu haben – bislang miete ich sie immer und bekomme dann Blasen und schmerzende Waden.
F: Was ist deine sonstige Beziehung zur Schweiz? Hast du FreundInnen hier?
ER: Ich habe FreundInnen in Genf. Meine Beziehung zur Schweiz begann schon als Kind, ich bin hier gewandert, war Skifahren, später habe ich mit Arthur Cohn Basel erkundet. Die Schweiz gehört irgendwie zu meinem Leben. Sie fühlt sich an, als würde sie die Lungen füllen.

THE DAY OF THE JACKAL
Volltreffer! Für die Zielobjekte von The Jackal sind das schlechte Nachrichten. Er ist nämlich ein Attentäter und Meisterscharfschütze. Und: ein Mann mit vielen Identitäten, der sein wahres Ich mit ständig neuen Persönlichkeiten verschleiert. Eine Rolle wie geschaffen für den ebenso wandlungsfähigen Eddie Redmayne, der mit dieser Adaption von Frederick Forsyths Spionageroman ebenfalls ins Schwarze trifft. Als Produzent und Hauptdarsteller wurde er für die zehnteilige Serie unter anderem bei den Golden Globes nominiert. Demnächst beginnen die Dreharbeiten für die zweite Staffel. Season 1 verfügbar auf Sky.
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Fotos: © Omega