Als Julian Klausner Ende 2024 zum Creative Director von Dries Van Noten ernannt wurde, hielt die Modewelt kollektiv den Atem an. Ein Wechsel in einem Haus, das so unverwechselbar und präzise definiert ist wie Dries Van Noten, konnte nur Emotionen wecken. Jetzt, mit der Spring/Summer 2026 Kollektion, Klausners zweiten Ready-to-Wear-Show, hat sich die anfängliche Skepsis gelegt – auch wenn der prüfende Blick bleibt.
Dries Van Noten wird seit jeher für seinen meisterhaften Umgang mit Farbe, Textur und exzentrischem Layeringgefeiert – eine Marke, die Schneiderkunst in Kunst verwandelt. Klausner erbt eine Sprache, die von Kontrast und Komposition lebt, wo Instinkt auf Präzision trifft und Experiment den eleganten Rhythmus vorgibt. Seine Aufgabe: diese Sprache neu zu interpretieren, ohne die unverkennbare DNA des Hauses zu verlieren.
Die Dries Van Noten SS26 Kollektion
Zwischen Ruhe und Sehnsucht
Die Kollektion startet ruhig, fast melancholisch. Eine Eleganz in weicheren Linien. Gedämpfte Töne von Elfenbein und Perle ersetzen die sonst übliche Farbintensität des Hauses, während Rüschen und präzise Schnitte leise Bewegung erzeugen. Schönheit in Zeitlupe – Emotion durch Stille statt Spektakel.

Wo ist das Brokat?
Brokat – immer Teil der Dries-DNA – tritt diese Saison in den Hintergrund. Die reichen, gewebten Strukturen machen Platz für Glasperlenstickerei und bleiben damit immer noch detailverliebt.

Prints, bitte!
Prints bleiben mutig – florale und psychedelische Wirbel, mit jugendlicher Energie interpretiert. Das Layering ist oh so, so close Dries’ Handschrift, aber nicht ganz mit demselben Schlag. Trotzdem: modern, frisch und notwendig – ausdrucksstark, dynamisch und authentisch.

Mäntel, Blazer & Jacken
Dries Van Noten hat Outerwear immer als letzte Schicht verstanden. Das Element, das dem Look Tiefe und Definition verleiht. Klausner führt diesen Dialog präzise weiter: sofort erkennbar, eindeutig Dries. Florale Muster, Verzierungen und Kristalldetails schaffen Struktur mit Bewegung – der Schlusspunkt eines unverkennbar Dries-Looks.

Chiffon, Prints & Farbe
Hier löst Klausner die Bremse. Die Kollektion atmet in Chiffon und hypnotischen Farben. Optische Wirbel, geometrische Wellen und fließende Transparenzen bewegen sich wie flüssiges Licht. Fuchsia trifft auf Mandarine, Jade auf Rot, Türkis auf Violett. Mutige Farbe, wiedergeboren im modernen Rhythmus.

Accessoires waren bei Dries Van Noten nie Nebensache, sie sind Teil der Architektur. Für SS26 sorgen mit Kristallen besetzte Choker und Ketten für Gewicht und Präsenz. Schmuck formt hier die Silhouette – kühn, skulptural, unverkennbar Dries

Schuhe sind skulptural, ausdrucksstark, überlegt. Für SS26 verstärkt Klausner den exzentrischen Charakter des Hauses – Schuhe als Statement, nicht als Nebenrolle

Julian Klausners SS26 Kollektion hält die Balance zwischen Kontinuität und Feingefühl. Die Codes bleiben, das Experiment wirkt gezielter. Bedacht, vielleicht vorsichtig – aber mit Handwerk und Klarheit. Ganz nah am Dries-Muster, durch Klausners Blick neu geformt: selbstbewusst, präzise, und dem Geist des Hauses treu.
Die ganze Show von die Dries Van Noten SS26 Kollektion findest du hier.
Mehr zur Fashion Week SS26 findest du auf faces.ch.
Teaserfoto & Fotos: © Launchmetrics SpotlightSM